Daniel Hagemeier MdL

Die Zukunft der Apotheken sichern

Aus dem Wahlkreis

CDU-Landtagsabgeordneter Daniel Hagemeier organisiert Austausch zwischen regionaler Apothekerschaft und Staatssekretär Matthias Heidmeier im NRW-Gesundheitsministerium

Die inhabergeführten Apotheken bilden – insbesondere in einer ländlich geprägten Region wie dem Kreis Warendorf – eine wesentliche Säule der Gesundheitsversorgung. Neben der essenziellen ortsnahen Arzneimittelabgabe an Patientinnen und Patienten inklusive entsprechender Beratungsleistung sind sie nicht zuletzt in Krisenzeiten ein Garant für eine dezentrale Vorratshaltung. Doch die Rahmenbedingungen für Apotheken werden schwieriger – in finanzieller wie personeller Hinsicht. Inzwischen fällt immer häufiger der Begriff des „Apothekensterbens“, belegt durch die bundesweite Statistik.

 (v.l.): Matthias Bröker, Daniel Hagemeier MdL, Thomas Haddenhorst (Oelde), Apothekerverband Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin Apothekerkammer, Staatssekr. Matthias Heidmeier, Thomas Rochell, Apothekerverband, 
Martin Wülfing (v.l.): Matthias Bröker, Daniel Hagemeier MdL, Thomas Haddenhorst (Oelde), Apothekerverband Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin Apothekerkammer, Staatssekr. Matthias Heidmeier, Thomas Rochell, Apothekerverband, Martin Wülfing

Auch im Kreis Warendorf sank die Zahl in den vergangenen zehn Jahren um 16,7 Prozent von 72 auf aktuell 60 Apotheken. Vor diesem Hintergrund organisierte der CDU-Landtagsabgeordnete Daniel Hagemeier jetzt einen Austausch zwischen Apothekern aus dem Kreis Warendorf sowie Vertreterinnen und Vertretern von Apothekerverband und Apothekerkammer mit Staatssekretär Matthias Heidmeier im Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) in Düsseldorf.

 

„Apotheken unverzichtbar für die Nahversorgung“

Heidmeier betonte direkt zum Auftakt, wie wichtig die Arbeit der Apotheken aus seiner Sicht ist: „Wir wünschen uns, dass jede Apotheke erhalten bleibt, weil wir weiter die Nahversorgung gewährleisten wollen.“ Doch zugleich sei die Situation des Gesundheitswesens in finanzieller Hinsicht dramatisch, Reformen seien unumgänglich. Es stelle sich demnach die Frage, wie sich die Zukunft der Apotheken gewährleisten ließe. „Nachdem wir die Krankenhausreform abgeschlossen haben, kommen wir nun zum ambulanten Bereich – hier sehe ich eine Riesenchance, die Apotheken mit erweiterten Kompetenzen auszustatten, zum Beispiel mit Aufgaben, die jetzt noch in der Hausarztpraxis stattfinden, wie Impfungen oder der Aufstellung eines Medikationsplans.“

 

Digitale Patientenakte verbesserungswürdig

Inwieweit solche Maßnahmen in der Praxis realistisch sind – dazu konnte die Delegation, bestehend aus den Kreisvertrauensapothekern Matthias Bröker (Ostbevern) und Martin Wülfing (Beckum), Thomas Haddenhorst (Oelde), Sprecher der Bezirksgruppe Warendorf im Apothekerverband Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, sowie Thomas Rochell, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, wertvolle Fakten aus dem Berufsalltag beitragen. Beispiel Medikationsplan: Zwar hätten die Apotheken über die neue elektronische Patientenakte grundlegend Einsicht in die Akte – es mangele aber an Struktur. „Das müssen Sie sich vorstellen wie einen großen Karton, in den alles hineingeworfen wird“, brachte es Thomas Haddenhorst drastisch auf den Punkt. Ursprünglich nicht zuletzt für den Notfallarzt gedacht, stünde dieser im Ernstfall vor der großen Herausforderung, die pdf-Ansammlung erst einmal zu durchforsten. Zudem hätten die Apotheken derzeit noch keine Möglichkeit, selbst Daten einzupflegen.  Angesichts der Tatsache, dass aktuell jede zweite Arzneimittelpackung ohne Rezept als Selbstzahler-Leistung über den Handverkaufstisch gehe, sei es wichtig, dass die Apotheken künftig die Medikationsliste bzw. den Medikationsplan entsprechend ergänzen könnten. „Es wäre ein großer Vorteil, wenn wir mit unserem Fachwissen dazu beitragen könnten, einen gut strukturierten Medikationsplan aufzustellen“, waren sich die Anwesenden einig.

 

Wenn Rezepte an der Technik scheitern

Generell gehe die Digitalisierung zu schleppend voran. Zum Beispiel werde der verschlüsselte Maildienst „KIM“ (Kommunikation im Medizinwesen) noch immer nicht flächendeckend und von allen Akteuren genutzt. Mitunter hat das ärgerliche Folgen, wie Matthias Bröker zu berichten wusste: „Eine Kundin kam zu mir nach Ostbevern, um ein in Münster ausgestelltes Rezept auf der Gesundheitskarte einzulösen – nur leider hat die Karte nicht funktioniert. Über KIM hätten wir das Problem – unter Einhaltung datenschutzrechtlicher Vorgaben – schnell lösen können, doch die Praxis arbeitet nicht mit dem Dienst. So musste die Kundin zurück nach Münster fahren.“ Das sei kein Einzelfall, bestätigten Martin Wülfing und Thomas Haddenhorst. „Doch davon hängt unsere Existenz ab. Wenn der Patient das Rezept nicht einlösen kann, weil zum Beispiel die Technik nicht funktioniert oder die Stapelsignatur der limitierende Faktor bei der ärztlichen Rezeptausstellung und Freigabe ist, geht er woanders hin.“

 

Deutschland fällt europaweit zurück

Anhand der Zahlen machte Thomas Rochell noch einmal die Dringlichkeit deutlich: „Wir haben in den vergangenen drei Jahren in Deutschland 1500 Betriebe verloren“, führte er aus. „Mit rund 20 Apotheken auf 100.000 Einwohner sind wir im europäischen Vergleich mittlerweile an fünftletzter Stelle gelandet.“ Noch gravierender: Ein Viertel der Betriebe stehe wirtschaftlich auf der Kippe. „Die staatlich geregelte Honorierung der Apotheken ist seit 20 Jahren nicht nennenswert erhöht worden“, sprach er unter anderem das Arzneimittel-Fixum an, das seit 2004 nur einmal von den Bundespolitik angehoben wurde. „Die Schließungswelle kommt nicht von ungefähr.“

 

Den Mehrwert deutlich benennen

Dieser Trend müsse gestoppt werden, betonte Gabriele Regina Overwiening: „Die Gesellschaft nimmt uns als ganz selbstverständlich hin – wie Strom aus der Steckdose“, sagte sie, „aber unsere Leistung ist etwas anderes als eine Tüte Chips. Wir müssen aufhören, das Arzneimittel zu bagatellisieren“. Angesichts von rund 200.000 Krankenhauseinlieferungen jährlich aufgrund falsch eingenommener Medikamente – davon 20.000 Fälle mit tödlichem Verlauf – sei es wichtiger denn je, die Botschaft in Politik und Gesellschaft zu tragen, dass Apotheken wertvolle Arbeit leisten. Die kompetente Beratung, die ortsnahe Versorgung, Zusatzleistungen wie Verblisterung oder individuell hergestellte Rezepturen – das sei ein Mehrwert, den es zu erhalten gelte. „Wenn wir die ambulante Versorgung vor Ort sicherstellen wollen, dann müssen wir die Apotheken mitdenken“, erhielt sie Unterstützung von Daniel Hagemeier. „Denn sie bieten mit ihren kompetenten Teams eine persönliche und qualitativ hochwertige Beratung, wie sie eine Online-Apotheke nicht leisten kann. Damit sind sie eine wichtige Anlaufstelle für Gesundheitsfragen, gerade in Zeiten, in denen die medizinische Versorgung im ländlichen Raum zunehmend angespannt ist.“

 

Leitbild „Apotheke der Zukunft“ entwickeln

Staatssekretär Matthias Heidmeier bedankte sich abschließend für den aufschlussreichen Austausch. Das Gespräch habe deutlich gemacht, dass es nicht nur darum gehe, Kosten zu reduzieren und Bürokratie abzubauen, sondern auch um das Leitbild „Apotheke der Zukunft“. „Zum Beispiel, indem Apotheken stärker in die Primärversorgung gehen – und dann auch eine entsprechende Vergütung erhalten.“ Heidmeier setzt in diesem Zusammenhang große Hoffnungen in die anstehenden Reformen: „Da kann gerade Nordrhein-Westfalen als einwohnerstärkstes Bundesland wichtige Impulse geben!“