Daniel Hagemeier im Austausch mit der Ruhrpharm AG
Deutschland ist einer der größten Pharmamärkte weltweit und verfügt sowohl über eine solide industrielle Basis als auch über eine hohe Forschungs- und Innovationskraft. Allerdings kämpft die Branche mit großen Herausforderungen: Überbordende Bürokratie, die hohe Kostenbelastung durch Preisregulierungen, Fachkräftemangel, Lieferketten-Engpässe – das sind nur einige der Probleme. Im Gespräch mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Daniel Hagemeier nannte Jörg Wolters, Vorstand der Ruhrpharm AG sowie Vorstandsvorsitzender des BPI (Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie), jetzt zwei Themen, die ihm besonders auf den Nägeln brennen.
Abwasserrichtlinie führt zu unverhältnismäßig hohen Kosten
Da sei zum einen die Kommunale Abwasserrichtlinie (KARL). Die EU-Richtlinie hat die Verbesserung der Wasserqualität zum Ziel. Doch die Pflicht zu einer vierten Reinigungsstufe ist kostenintensiv – und belastet vor allem die Hersteller von Kosmetika und pharmazeutischen Produkten, die die dafür notwendige Summe von laut Wolters mindestens 30 Milliarden Euro erbringen sollen. „Andere Rückstände wie aus Dünge- oder Reinigungsmitteln sind bei einem entsprechendem Gutachten nicht berücksichtigt worden“, bemängelt der Unternehmer. Hinzu komme, dass die Industrie bei dem derzeitigen Jahresumsatz nicht annähernd in der Lage wäre, die Vorgaben zu stemmen. „So wird in einer Leitindustrie Produktionskraft kaputt gemacht“, gebraucht Wolters deutliche Worte. „Die Verantwortlichen sollten sich die Frage stellen, was das für den Arbeitsmarkt bedeutet, der an dieser Branche hängt.“ Er schlägt stattdessen vor, die Kosten sozialverträglich über die Abwassergebühren umzulegen – dem Beispiel der Schweiz folgend.
Ethanol-Verbot könnte fatale Folgen haben
Ähnlich hemmend würde sich Wolters zufolge das drohende Ethanol-Verbot auswirken. Derzeit prüft die Europäische Chemikalienagentur (ECHA), ob Ethanol generell als krebserregend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsschädlich eingestuft werden sollte. Das Problem: Es besteht ein grundlegender Unterschied, ob Ethanol, besser bekannt als Alkohol, oral und in vielen Fällen missbräuchlich eingenommen oder als Biozid zum Beispiel in Desinfektionsmitteln eingesetzt wird. Im Gesundheitsbereich sei die Verwendung von Ethanol sicher und gut geregelt, betonte Jörg Wolters und warnte: „Ein Verbot hätte fatale Folgen, auch weil es keine geeignete Alternative gibt. Sämtliche pflanzlichen Arzneimittel wären nicht mehr zulassungsfähig – in meinen Augen eine Bankrotterklärung!“
Auf europäischer Ebene an einem Strang ziehen
Daniel Hagemeier zeigte sich mit dem Ruhrpharm-Vorstand einig: „Die Pharmaindustrie ist eine tragende Säule unseres Gesundheitswesens“, unterstrich der Fachpolitiker. „Wir brauchen für diese Schlüsselindustrie einen stärkeren europäischen Zusammenhalt und bessere Rahmenbedingungen, damit die Versorgungssicherheit gewährleistet bleibt.“
Hintergrundinformation – Ruhrpharm AG
Die Ruhrpharm AG mit Sitz in Bielefeld ist ein mittelständisches, unabhängiges Pharmaunternehmen, das sich auf den Bereich Urologie spezialisiert hat. Gegründet 1998, bietet es ein breites Portfolio an Arzneimitteln, Nahrungsergänzungsmitteln und Medizintechnikprodukten an. Das Unternehmen beschäftigt rund 20 Mitarbeitende und legt großen Wert auf nachhaltiges, ethisches Handeln sowie eine enge Zusammenarbeit mit Ärzten, Apotheken und Patienten.